Melancholie
Sie spricht zu mir,
ihre Stimme ist der Regen,
als beinahe himmlische Kreation
von Sein, von Sinn und Sinnlichkeit ...
Regen von einer Dichte, fast ein Segen,
Kein lautes Wort, kein falscher Ton,
intensiv suggestiv.
Süße, kleine Faszination ...
Sie spricht
zu mir,
ihre Stimme ist der Regen,
behutsam, fast unerträglich schon
wie das Schweigen, wie die Stille,
von der Wahrheit verlogener Träume,
schmerzlich so oft und doch genial
wie die Musik, wie das Leben.
Süße, kleine, stetige Qual ...
... egal.
© Schöpling
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Seelenvogel
Tief, tief in uns wohnt die Seele.
Noch niemand hat sie gesehen,
aber jeder weiss dass es sie gibt.
Und jeder weiss auch, was in ihr ist.
In der
Seele, in ihrer Mitte,
steht ein Vogel auf einem Bein.
Der Seelenvogel.
Und er fühlt alles, was wir fühlen.
Wenn
uns jemand verletzt,
tobt der Seelenvogel in uns herum;
hin und her, nach allen Seiten,
und alles tut ihm weh.
Wenn
uns jemand lieb hat,
macht der Seelenvogel fröhliche Sprünge,
kleine, lustige,
vorwärts und rückwärts,
hin und her.
Wenn
jemand unseren Namen ruft,
horcht der Seelenvogel auf die Stimme,
weil er wissen will,
ob sie lieb oder böse klingt.
Wenn
jemand böse auf uns ist,
macht sich der Seelenvogel ganz klein
und ist still und traurig.
Und wenn
uns jemand in den Arm nimmt,
wird der Seelenvogel in uns
grösser und grösser,
bis er uns fast ganz ausfüllt.
So gut geht es ihm dann.
Ganz
tief in uns ist die Seele.
Noch niemand hat sie gesehen,
aber jeder weiss dass es sie gibt.
Und noch nie,
noch kein einziges Mal, wurde
ein Mensch ohne Seele geboren.
Denn die Seele schläft in uns,
wenn wir geboren werden,
und sie verlässt uns nie,
keine Sekunde, solange wir leben.
So, wie wir auch nicht aufhören zu atmen,
von unserer Geburt bis zu unserem Tod.
Sicher
wollt ihr auch wissen,
woraus der Seelenvogel besteht.
Das ist ganz einfach.
Er besteht aus Schubladen.
Diese Schubladen können wir
nicht einfach aufmachen,
denn jede einzelne ist abgeschlossen
und hat ihren eigenen Schlüssel.
Und der Seelenvogel ist der einzige,
der die Schubladen öffnen kann.
Wie?
Auch das ist ganz einfach:
mit seinem Fuss.
Der Seelenvogel
steht auf einem Bein.
Das zweite hat er, wenn er ruhig ist,
an den Bauch gezogen.
Mit dem Fuss dreht er den Schlüssel
zu der Schublade um,
die er öffnen will,
zieht am Griff,
und alles, was darin ist,
kommt zum Vorschein.
Und weil
alles, was wir fühlen,
eine Schublade hat,
hat der Seelenvogel viele Schubladen.
Es gibt eine Schublade für Freude
und eine für Trauer.
Es gibt eine Schublade für Eifersucht
und eine für Hoffnung.
Es gibt eine Schublade für Enttäuschung
und eine für Verzweiflung.
Es gibt eine Schublade für Geduld
und eine für Ungeduld.
Auch für Hass und Wut und Versöhnung.
Eine Schublade für Faulheit und Leere,
und eine Schublade für die
geheimsten Geheimnisse.
Diese Schublade wird fast nie geöffnet.
Es gibt auch noch andere Schubladen.
Ihr könnt selbst wählen, was drin sein soll.
Manchmal
sind wir eifersüchtig,
ohne dass wir es wollen.
Und manchmal machen wir etwas kaputt,
wenn wir eigentlich helfen wollen.
Der Seelenvogel gehorcht uns nicht immer
und bringt uns manchmal
in Schwierigkeiten...
Man kann
schon verstehen,
dass die Menschen verschieden sind,
weil sie verschiedene Seelenvögel haben.
Es gibt Vögel, die jeden Morgen
die Schublade "Freude" aufmachen.
Dann sind die Menschen froh.
Wenn
der Vogel die Schublade "Wut" aufmacht,
ist der Mensch wütend.
Und wenn der Vogel
die Schublade nicht mehr zuschliesst,
hört der Mensch nicht auf, wütend zu sein.
Manchmal
geht es dem Vogel nicht gut.
Dann macht er böse Schubladen auf.
Geht es dem Vogel gut,
macht er Schubladen auf, die uns gut tun.
Manche
Leute hören den Seelenvogel oft,
manche hören ihn selten.
Und manche hören ihn
nur einmal in ihrem Leben.
Deshalb ist es gut, wenn wir
auf den Seelenvogel horchen,
der tief, tief in uns ist.
Vielleicht spät abends,
wenn alles still ist.
(Michael
Snunit)
aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler
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Die Liebe
Es war einmal eine Insel, auf der alle verschiedenen Gefühle
lebten.
Das Glück, die Traurigkeit, das Wissen und all die anderen -
die Liebe natürlich auch.
Eines Tages meldete das Schicksal den Gefühlen, dass die Insel
untergehen wird.
So bereiteten sie ihre Schiffe und verließen die Insel.
Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment bleiben.
Als es fast zu spät war und die Insel unterging, rief sie um
Hilfe.
Der Reichtum war in der Nähe mit einem Luxusschiff.
Die Liebe fragte ihn: "Reichtum, kannst du mir helfen?
- Nein, weil ich zuviel Geld und Gold auf meinem Schiff habe, so ist
für dich kein Platz hier!"
Die Liebe fragte sodann den Hochmut um Hilfe, der auch mit seinem
wunderschönen Boot vorbeifuhr.
"Ich kann dir nicht helfen, du bist ganz nass und könntest
mein Schiff beschmutzen!"
Als die Traurigkeit nicht weit vorbeisegelte, fragte die Liebe: "Traurigkeit,
lass mich mit dir gehen. -
Oooh...Liebe, ich bin so traurig, ich möchte besser alleine bleiben."
Das Glück ist auch weitergefahren. Es war so glücklich,
dass es die Liebe nicht hörte....
Und plötzlich hörte die Liebe eine Stimme: "Komm, komm
doch, ich nehme dich mit !"
Da war ein alter Mann, der gesprochen hatte.
Die Liebe war so glücklich, so zufrieden, dass sie nicht nach
seinem Namen gefragt hat.
Als beide wieder festen Boden unter den Füßen hatten und
gerettet waren, ging der Alte weg.
Die Liebe merkte, wie viel sie dem Alten schuldete, der aber war schon
fort.
Sie fragte daraufhin das Wissen: "Wer hat mich gerettet, wer
hat mir geholfen?"
"Das war die ZEIT" - antwortete das Wissen.
" Die Zeit? " fragte die Liebe, "aber warum hat mich
die Zeit gerettet?"
Das Wissen lächelte weise und geheimnisvoll und antwortete ihr:
"Weil nur die Zeit verstehen kann,
wie wichtig die Liebe im Leben ist..."
Ich wünsche
dir nicht alle möglichen Gaben
ich wünsche dir nur, was die meisten Menschen nicht haben:
ich wünsche dir Zeit, dich zu freuen und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas daraus machen.
Ich
wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich
wünsche dir Zeit, nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche sie möge dir übrigbleiben.
Als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.
Ich
wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben;
hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich
wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir Zeit: Zeit zu haben zum Leben!
(Elli
Michler)
Vergiss
es nie,
dass Du lebst, war keine eigene Idee
und dass Du atmest, kein Entschluss von Dir.
Vergiss
es nie,
dass Du lebst war eines anderen Idee,
und dass Du atmest, sein Geschenk an Dich.
Vergiss
es nie,
niemand denkt und fühlt und handelt so wie Du,
und niemand lächelt so, wie Du es gerade tust.
Vergiss
es nie,
niemand sieht den Himmel ganz genau wie Du,
und niemand hat je, was Du weißt, gewusst.
Vergiss
es nie,
dein Gesicht hat niemand sonst auf der Welt,
und solche Augen hast alleine nur Du.
Vergiss
es nie,
Du bist reich, egal ob mit, ob ohne Geld,
denn Du kannst leben, niemand lebt wie Du!
Du
bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur,
ganz egal, ob Du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur
Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.
Du bist Du!
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Das Märchen
von der Traurigkeit
Es
war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlangkam.
Sie war wohl schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln
hatte den unbekümmerten Glanz eines jungen Mädchens.
Bei
einer zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter:
Sie konnte nicht viel erkennen, das Wesen, dass da im Staub des Weges
saß, schien fast körperlos.
Es erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
Die
kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: Wer bist du?
Zwei fast leblose Augen blickten müde auf.
Ich, ich bin die Traurigkeit flüsterte die Stimme stockend und
so leise,
dass sie kaum zu hören war.
Ach
die Traurigkeit rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie
eine alte
Bekannte begrüßen.
Du kennst mich, fragte die Traurigkeit misstrauisch?
Natürlich kenne ich dich! Immer wieder mal hast du mich ein Stück
meines
Weges begleitet.
Ja
aber, argwöhnte die Traurigkeit, warum flüchtest du dann
nicht vor mir?
Hast du keine Angst?
Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe?
Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen
einholst.
Aber was ich dich fragen will, warum siehst du so mutlos aus?
Ich
... bin traurig, antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr, traurig bist du also, sagte
sie und
nickte verständnisvoll mit dem Kopf.
Erzähl mir doch was dich so bedrückt. Die Traurigkeit seufzte
tief.
Sollte ihr dieses Mal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft
hatte sie sich
das schon gewünscht.
Ach
weißt du, begann sie zögernd und äußerst verwundert,
es ist so, dass mich
einfach niemand mag.
Es ist meine Bestimmung unter die Menschen zu gehen und für eine
gewisse
Zeit bei ihnen zu verweilen.
Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten
sich vor mir
und meiden mich wie die Pest.
Die
Traurigkeit schluckte schwer: Sie haben Sätze erfunden, mit denen
sie
mich bannen wollen.
Sie
sagen papperlapapp: das Leben ist heiter.
Und ihr falsches Lächeln führt zu Magenkrämpfen und
Atemnot.
Sie
sagen, gelobt sei, was hart macht.
Und dann bekommen sie Halschmerzen, Herzschmerzen.
Sie
sagen, man muss sich zusammenreissen und dann spüren sie das
Reissen
in Schultern und Rücken.
Sie
sagen, nur Schwächlinge weinen und die aufgestauten Tränen
sprengen fast
ihre Köpfe.
Oder sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich
nicht fühlen müssen.
Oh
ja, bestätigte die alte Frau, solche Menschen sind mir schon
oft begegnet.
Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
Und
dabei will ich den Menschen doch nur helfen.
Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen.
Ich helfe ihnen ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer
traurig ist,
hat eine ganz besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder
auf, wie eine
schlecht verheilte Wunde und das tut schon sehr weh.
Aber
nur wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen
weint,
kann seine Wunden wirklich heilen.
Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe.
Statt dessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre
Narben. Oder sie
legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu.
Die
Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker
und
schließlich ganz verzweifelt.
Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend
in die
Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte
zärtlich
das zitternde Bündel.
Weine
ruhig Traurigkeit, flüsterte sie liebevoll, ruh dich aus, damit
du wieder
Kraft sammeln kannst.
Du sollst von nun an nicht mehr allein wandern. Ich werde dich begleiten,
damit
die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt.
Die
Traurigkeit hörte auf zu weinen.
Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin:
Aber ... aber wer bist eigentlich du?
Ich?
sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd und dann lächelte sie
wieder so un-
bekümmert wie ein kleines Mädchen:
Ich
bin die Hoffnung !
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Eine
wunderschöne Geschichte
Eines Tages stand ein junger Mann mitten in
der Stadt und
erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe.
Eine
große Menschenmenge versammelte sich und sie alle
bewunderten sein Herz, denn es war perfekt.
Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben
ihm recht, es war wirklich das schönste Herz, was sie je
gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte
lauter über sein schönes Herz.
Plötzlich
tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und
sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön,
wie
meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das
Herz des alten Mannes an. Es schlug kräftig, aber es war
voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und
durch andere ersetzt worden waren.
Aber sie passen nicht richtig und es gab einige
ausgefranste Ecken. Genauer an einigen Stellen waren tiefe
Furchen, wo ganze Teile fehlten.
Die Leute starrten ihn an: Wie kann er behaupten, sein Herz
sei schöner, dachten sie?
Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen
Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "Dein
Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und
deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."
"Ja", sagte der alte Mann, "deines sieht perfekt aus,
aber
ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für
einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße
ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft
geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere
Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht
genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr
schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die
wir teilten.
Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben,
ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens
zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben
heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese
Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie
erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen
empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren
und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was
wahre Schönheit ist?"
Der
junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine
Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem
perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück
heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an.
Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz.
Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und
füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen. Es passte
nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder
hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt,
aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des
alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und
gingen weg, Seite an Seite.
|
Nimm
dir die Zeit !
Mein bester Freund öffnete die Kommodenschublade seiner Ehefrau
und holte ein in Seidenpapier verpacktes Päckchen heraus.
Es ist nicht irgend ein Päckchen, sondern ein Päckchen mit
Unterwäsche darin.
Er warf das Papier weg und betrachtete die Seide und die Spitze.
"Dies kaufte ich, als wir zum ersten Mal in New York waren.
Das ist jetzt 8 oder 9 Jahre her. Sie trug es nie.
Sie wollte es für eine besondere Gelegenheit aufbewahren.
Und jetzt, glaube ich, ist der richtige Moment gekommen!"
Er näherte sich dem Bett und legte die Unterwäsche zu den
anderen Sachen,
die von dem Bestattungsinstitut mitgenommen werden sollten.
Seine Frau war gestorben.
Als er sich zu mir umdrehte, sagte er: "Bewahre nichts für
einen besonderen Anlass auf!
Jeder Tag den du lebst, ist ein besonderer Anlass."
Ich denke immer noch an diese Worte ... sie haben mein Leben verändert.
Heute lese ich viel mehr als früher und putze weniger.
Ich setze mich auf meine Terrasse und genieße die Landschaft,
ohne auf das Unkraut im Garten zu achten.
Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie und meinenFreunden
und weniger Zeit bei der Arbeit.
Ich habe
begriffen, dass das
Leben
eine Sammlung von Erfahrungen ist,
die es zu schätzen gilt.
Von jetzt an bewahre ich nichts mehr auf.
Ich benutze täglich meine Kristallgläser.
Wenn mir danach ist, trage ich meine neue Jacke, um in den Supermarkt
zu gehen.
Auch meine Lieblingsdüfte trage ich dann auf, wenn ich Lust darauf
habe,
anstatt sie für Festtage aufzuheben.
Sätze, wie z. B. "Eines Tages... oder "An einem dieser
Tage...."
sind dabei, aus meinem Vokabular verbannt zu werden.
Wenn es sich lohnt, will ich die Dinge hier und jetzt sehen, hören
und machen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Frau meines Freundes gemacht
hätte,
wenn sie gewusst hätte, dass sie morgen nicht mehr sein wird
(ein Morgen, dass wir oft zu leicht nehmen).
Ich glaube, dass sie noch ihre Familie und engen Freunde angerufen
hätte.
Vielleicht hätte sie auch ein paar alte Freunde angerufen, um
sich zu versöhnen oder sich für alte
Streitigkeiten zu entschuldigen.
Der Gedanke, dass sie vielleicht noch chinesisch essen gegangen wäre
(ihre Lieblingsküche)...
Es sind diese kleinen unerledigten Dinge, die mich sehr stören
würden,
wenn ich wüsste,dass meine Tage gezählt sind.
Genervt wäre ich auch, gewisse
Freunde nicht mehr gesehen zu haben,mit denen ich
mich "an einem dieser Tage" in Verbindung hätte setzen
sollen.
Genervt, nicht die Briefe geschrieben zu haben, die
ich "an einem dieser Tage" schreiben wollte.
Genervt, meinen Nächsten nicht oft genug gesagt zu
haben, wie sehr ich sie liebe.
Jetzt verpasse, verschiebe und bewahre ich nichts
mehr, was uns Freude und Lächeln in unser Leben bringen könnte.
Ich sage mir, dass jeder Tag etwas Besonderes ist
...
jeder Tag, jede Stunde, sowie jede Minute ist etwas Besonderes.
|
Über
die Erde
Über
die Erde sollst du barfuß gehen. Zieh die Schuhe aus, denn sie
machen dich blind.
Du kannst doch den Weg mit deinen Zehen sehen. Auch das Wasser und
den Wind.
Sollst
mit deinen Sohlen die Steine berühren, mit ganz nackter Haut.
Dann wirst du bald spüren,
dass dir die Erde vertraut.
Spür
das nasse Gras unter deinen Füßen und den trockenen Staub.
Lass dir vom Moos die Sohlen
streicheln und küssen und fühl das Knistern im Laub.
Steig
hinein, steig hinein in den Bach und lauf aufwärts dem Wasser
entgegen.
Halt dein Gesicht unter den Wasserfall. Und dann sollst du dich in
die Sonne legen.
Leg
deine Wange an die Erde, riech ihren Duft und spür, wie aufsteigt
aus ihr eine ganz große Ruh.
Und dann ist die Erde ganz nah bei dir,
und du weißt,
du bist ein Teil von Allem
und gehörst dazu.
(Martin
Auer)
|
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Umarmungszertifikat
*Könnte
ich einen Regenbogen einfangen, würde ich es tun,
nur für dich und seine Schönheit mit Dir,
teilen an den Tagen, wenn Du Dich einsam fühlst
*
Könnte ich einen Berg bauen, der nur dein eigener wäre,
einen Ort der Aufrichtigkeit, um allein zu sein,
würde ich es tun.
*Könnte
ich deine Nöte in Händen
halten, würde ich sie ins Meer werfen.
*Doch
all diese Dinge sind für mich unmöglich.
Ich kann keinen Berg bauen
oder einen Regenbogen einfangen,
doch laß mich das sein, was ich am besten kann:
Ein Freund, der immer da ist!
|
Das Leben
Hast
Du schon einmal beobachtet, wie
Kinder auf einem Karussell spielen
oder gelauscht, wie der Regen auf das Dach prasselt?
Hast Du schon einen fröhlich
umherflatternden Schmetterling
beobachtet oder einen Sonnenuntergang?
Du solltest einmal anhalten.
Tanze nicht so schnell,
denn das Leben ist kurz.
Die Musik dauert nicht ewig.
Bist Du den ganzen Tag in Eile?
Sobald Du jemanden fragst
"Wie geht es?",
nimmst Du Dir auch die Zeit
und hörst Dir dessen Antwort an?
Wenn der Tag um ist und Du gehst zu Bett,
gehen Dir dann noch tausend
Dinge die noch zu erledigen sind, im Kopf herum?
Du solltest ein wenig bremsen.
Hast Du schon mal jemanden
verletzt, nur weil Dir die Zeit fehlte,
über Deine Worte, über Dein
Handeln nachzudenken?
Fehlte Dir vielleicht sogar die Zeit,
Dich zu entschuldigen?
Hast Du schon einmal den
Kontakt zu einem Freund verloren,
weil Du nie Zeit fandest,
ihm einmal "Guten Tag" zu sagen?
Es wäre besser, Du trittst
langsamer, tanze nicht
so schnell, die Musik
hört eines Tages auf zu spielen,
das Leben ist so kurz.
Wenn Du so schnell
durchs Leben läufst,
wirst Du die Hälfte versäumen.
das Leben ist kein Wettlauf,
verlangsame Deinen Rhythmus,
nimm Dir die Zeit die Musik
anzuhören, bevor das Lied
zu Ende ist.
Dies sind die Zeilen eines Mädchens,
welches noch ungefähr 6 Monate zu
leben hat, und dessen Wunsch es ist,
jedem auf der Welt einen Brief zu
schreiben um allen zu sagen,
sie sollen ihr Leben genießen,
denn sie wird es nicht können.
Sie wird nie einen Abschlussball besuchen,
wird nie heiraten und nie Kinder bekommen.
Was
sind schon ein paar Minuten,
gegen ein ganzes Leben!
Denk
stets daran, das könntest
DU sein!
|
Heimfahrt
Jack
schaute kurz noch einmal auf sein Tacho, bevor er langsamer wurde
: 73
in einer 50er Zone. Das vierte mal in gleicher Anzahl von Monaten.
Wie konnte
ein Typ denn so oft erwischt werden ?
Als er sein Auto auf 10 km/h abbremste, fuhr Jack rechts ran. Lass
den
Polizisten doch wieder einmal herummoppern über seinen Fahrstil.
Vielleicht würde ein noch schnellerer Autofahrer an ihnen vorbei
flitzen, an
dem der Bulle mehr Interesse hätte. Der Polizist stieg aus seinem
Auto aus,
mit einem dicken Notizbuch in der Hand. Bob? Bob aus der Kirche ?
Jack sank
tiefer in seinen Sitz. Das war nun schlimmer als der Strafzettel.
Ein
christlicher Bulle erwischt einen Typen aus seiner eigenen Kirche.
Ein Typ
der etwas angespannt war, nach einem langen Tag im Büro. Einen
Typen der
morgen Golf spielen wollte. Als er aus seinem Auto sprang erblickte
er den
Typen, den er jeden Sonntag in der Kirche sah. Er hatte den Mann in
Uniform
gesehen.
"Hi
Bob! Komisch, dass wir uns so wieder sehen !"
"Hallo Jack." Kein Lächeln.
"Ich sehe Du hast mich erwischt in meiner Eile nach Hause zu
kommen, um meine
Frau und Kinder zu sehen."
"Ja, so ist das." Bob schien unsicher zu sein.
Gut. "Ich bin die Tage erst sehr spät aus dem Büro
gekommen. Ich denke auch
das ich die Verkehrs- regeln nun mehr als einmal gebrochen habe."
Jack schoss
einen Kieselstein an die Bordsteinkante.
"Diane erwähnte etwas von Roast beef und Kartoffeln heute
Abend. Verstehst Du,
was ich meine ?"
"Ich weiß, was Du meinst. Ich weiß auch, dass Du
ein Gesetz soeben gebrochen
hast." Aua. Dies geht in die falsche Richtung. Zeit die Taktik
zu ändern.
"Bei wie viel hast Du mich erwischt ?"
"Siebzig. Würdest Du Dich bitte wieder in Dein Auto setzen
?"
"Ach Bob, warte bitte einen Moment. Ich habe sofort gecheckt,
als ich Dich
gesehen habe ! Ich habe mich auf 65 km/h geschätzt !" Ich
konnte mit jedem
Strafzettel besser lügen.
"Bitte Jack, setz Dich wieder in Dein Auto."
Genervt quetschte Jack sich durch die noch immer offene Türe.
Ein Knall. Türe
zu. Er starrte auf sein Armaturenbrett. Bob war fleißig am Schreiben
auf
seinem Notizblock. Warum wollte Bob nicht Führerschein und Papiere
sehen?
Was auch immer der Grund war, es würde einen Monat an Sonntagen
vergehen, bis
er sich in der Kirche wieder neben diesen Polizisten setzen würde.
Bob klopfte
an die Tür. Er hatte einen Zettel in der Hand. Jack öffnete
das Fenster,
maximal 5cm, gerade genug, um den Zettel an sich zu nehmen. Bob gab
ihm den
Zettel durch.
"Danke." Jack konnte die Enttäuschung nicht aus seiner
Stimme halten. Bob
setzte sich wieder ins Auto ohne ein Wort zu verlieren. Jack wartete
und
schaute durch seinen Spiegel zu. Dann faltete er den Zettel auf. Was
würde ihn
dieser Spaß wieder kosten ? Hey ! Warte mal ! War das ein Witz
?
Dies war kein Strafzettel.
Jack las :" Lieber Jack, ich hatte einmal eine kleine Tochter.
Als sie sechs
Jahre alt war, starb sie bei einem Verkehrsunfall. Richtig geraten
- der Typ
ist zu schnell gefahren. Einen Strafzettel, eine Gebühr und drei
Monate Knast
und der Mann war wieder frei. Frei um seine Töchter wieder in
den Arm nehmen
zu dürfen. Alle drei konnte er wieder lieb haben. Ich hatte nur
eine und ich
werde warten müssen, bis ich in den Himmel komme, bevor ich sie
wieder in den
Arm nehmen kann. Tausend Mal habe ich versucht diesem Mann zu vergeben.
Tausend Mal habe ich gedacht ich hätte es geschafft. Vielleicht
habe ich es
geschafft, aber ich muss immer wieder an sie denken. Auch jetzt. Bete
bitte für
mich. Und sei bitte vorsichtig Jack. Mein Sohn ist alles was ich noch
habe. Bob"
Jack drehte sich um und sah Bobs Auto wegfahren. Er fuhr die Straße
wieder
runter. Jack schaute bis er nicht mehr zu sehen war. Ganze 15 Minuten
später
fuhr er um und fuhr langsam nach Hause. Er betete um Verzeihung und
zu Hause
angekommen nahm er seine überraschte Frau und Kinder in den Arm
und drückte
sie ganz feste.
Das Leben
ist so wertvoll. Behandle es mit Sorgfalt. Dies ist eine sehr
wichtige Nachricht, bitte gebe sie weiter an alle anderen Freunde.
Fahr
vorsichtig und mit Verständnis anderen gegenüber.
|