Gedichte von Margot Bickel

        

Geh deinen Weg


Geh deinen Weg
wie ich den meinen suche
zu dem Ziel
Mensch zu werden
unterwegs
begegnen wir
der Wahrheit
der Freiheit
und uns selbst.

Unterwegs
wächst und reift
eine Weggemeinschaft
die uns befähigt
anderen
Rastplatz zu sein
und Wegweiser.

Du und ich gehen den Weg !



Unwichtig

Unwichtig
Wolken
Blumen
Stunden des Glücks
zählen zu wollen
Wolken ziehen weiter
Blumen verblühen
Stunden des Glücks vergehen
wichtig aber
sie überhaupt
zu sehen
zu erkennen
zu genießen
sie in den Gedanken
zu bewahren

 

 

Auf dem Weg

Auf dem Weg von vorgestern nach übermorgen
lagere ich unter einem Baum
in seinem Schatten
für einen Bruchteil meines Lebens
in Gedanken an den Weg, das Ziel
die zurückgelegte Strecke
an all das, was am Wegesrand blüht
nicht geraubt werden darf
aber bewundert
nicht mißbraucht
aber geliebt
nicht entführt
aber in Erinnerung bleiben wird

Auf dem Weg von vorgestern nach übermorgen
lagere ich unter meinem Lebensbaum
in seinem Schatten
für einen Bruchteil meiner Zeit

 

 

 

Wage

Wage zu träumen
von dir
und dem, was du nicht bist

Wage zu träumen
von dir
und dem, was du nicht hast

Wage zu träumen
von dir
wie du wirklich bist

Wage zu träumen
von dir
und nach dem Erwachen
verwasche nicht
dein traumhaft wahres
Gesicht

 

Glaube nicht

die Last auf deinen Schultern wird dir zu schwer,

glaube nicht

du wärst zu schwach, die Last anderer noch mitzutragen

Du wirst dich wundern

ob deiner Kraft

du wirst dich wundern

wie stark du bist trotz deiner Schwäche


 

Je größer

der Abstand ist

aus dem heraus

du dich betrachtest

um so deutlicher

kannst du

erkennen

die Tiefen und Weiten

deiner Wirklichkeit

 

Dem Unausweichlichen
auszuweichen
das Unabwendbare
abzuwenden

hieße

das abgefallene Blatt
wieder
an den Baum zu nageln.